Auf der diesjährigen Klimakonferenz bezeichnete Annalena Baerbock (Grüne), Präsidentin der Uno-Vollversammlung, die Klimaentwicklung als größte Bedrohung unserer Zeit. „Rund 3,6 Milliarden Menschen – fast die Hälfte der Weltbevölkerung – sind heute durch die Folgen des Klimawandels stark gefährdet“. Daraus folge ein „Teufelskreis aus Hunger, Armut, Vertreibung, Instabilität und Konflikten“.
Deutschland: Im Klimaranking abgerutscht
Dass Deutschland im Jahr 2025 auf dem Klimaranking um sechs Plätze auf Platz 22 von 63 Plätzen abgerutscht ist zeigt, dass man offenbar im politischen Rückwärtsgang mit kapitalistischer Wachstumsnostalgic den klima- und ökonomisch-geopolitischen Herausforderungen begegnen will. Von Krieg und seinen Klimafolgen ist noch nicht einmal die Rede. Wirtschaftsforscher kritisieren in diesen Tagen die Pläne der Bundesregierung bei der Klimawende.
Stellt sich die Frage an die Grünen, ob ihre bisherigen Antworten auf die drängenden Fragen reichen. Zur Klärung sollte am 16. November eine Veranstaltung von attac im Kölner Allerweltshaus beitragen.
Back to the Roots oder „Realpolitik“?
Wo also stehen in der politischen Debatte die Grünen, deren Herzschlag und DNA Klimapolitik und Überlebensfragen sind? Wurden sie zu einer Partei wie alle anderen und haben sie ihre basisdemokratische Wucht und Kapitalismuskritik verloren, wo sie doch 1980 noch eine Transformation kapitalistischer Wirtschaftspolitik forderten?
Aber stimmen diese Vorwürfe überhaupt, die Buchautor und grünes Urgestein Gerd Stange in seinem Buch „Ausweg aus der grünen Sackgasse“ erhebt? Fordern nicht die gegenwärtigen ungeheuren Herausforderungen zügige und „pragmatische“ Antworten und kommen solche Fragen zur Unzeit angesichts gegenwärtiger Dramatik? Kann die grüne Kapitalismuskritik vorübergehend suspendiert werden, obwohl der Kapitalismus – den die meisten Menschen offenbar preferieren – Treiber des Klimanotstands war und ist? Oder kann gar die chamälioneske Anpassungsfähigkeit des Kapitalismus zwingende Veränderungen beim Klimawandel realisieren, wenn er an seine Wachstumsgrenzen stößt?
Standortbestimmung diskutiert
Stange liefert einen historischen Abriss der sicher sehr differenzierten grünen Entwicklung, spricht von Zerwürfnissen und Spaltungen – aber auch von Aufbruch bis hin zur Regierungsbeteiligung. Ihm folgt die Forderung nach Rückkehr zu alter Kapitalismuskritik und stärkerer Basisbeteiligung wie in Zeiten von Fridays-For-Future. Aber manche Zukunftsideen haben auch schon andere Parteien einer schwerer Prüfung unterzogen und lösten sich im politischen Nirvana auf.
Gleichwohl war eine Diskussion zur grünen Standortbestimmung wichtig, zu Perspektiven oder mögliche Sackgassen. Es wird dringend empfohlen, die Diskussion mit dem Autor Gerd Stange, der Sprecherin der Kölner Grünen Jugend, Marika Esch und dem ehemaligen Landesvorsitzender der Grünen, Arndt Klocke im folgenden Videozusammenschnitt aufmerksam zu verfolgen.
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Autor: Arnd Klocke
Titel: Ausweg aus der grünen Sackgasse – Essay
1. Auflage 2025
Verlag: Edition Contrabass, Hamburg
ISBN: 978-3-943446-77-7
20,00 Euro
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