
Der Cologne-Bride-Umzug ist seit Jahren einer der größten Events in der Domstadt mit bis zu 60.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus dem In- und Ausland. Der plötzliche Kälte- und Regeneinbruch konnte der guten Stimmung der LGBTQI+-Bewegung – trotz gelegentlich „luftiger“ Kleidung – nicht allzuviel anhaben. Abertausende Menschen verteilten sich auf dem Weg von der Deutzer Brücke bis zur Marzellenstraße. Die Unterstützung des CSD und der LGBTQI+-Bewegung in der kölner Bevölkerung scheint enorm, und die braucht sie auch. Am Vortag wie auch am Tag des Umzugs war die Stimmung trotz des Wetters gut.
Weltweit verfolgt
Queere Menschen werden in vielen Ländern geächtet oder verfolgt, teilweise mit hohen Gefängnisstrafen versehen oder gar zum Tode verurteilt. „Bundesweit verzeichnete das Bundeskriminalamt im Jahr 2023 insgesamt 1.785 queerfeindliche Straftaten“, meldet der WDR am 11. April 2025. Seit 2010 hat sich die Zahl queerfeindlicher Deliket fast verzehnfacht. In Köln gab es im Jahr 2023 156 Strafverfolgungen, 17 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im Jahr 2024 gab es durch die Kölner Polizei während des CSD 13 Verhaftungen. Vor allem Rechtsextreme greifen Queere Events vermehrt an und machen auch vor dem Gebrauch von Waffen keinen Halt. Die Amadeu-Antonio-Stiftung melde für 2024 immerhin 55 Angriffe auf CSD-Veranstaltungen gegenüber 2024. ein wichtiges Thema für die die Verfassungsschutzbehörden, die eine deutliche Zunahme registrieren.
Die primitive Art
Vor allem sind es Männer, die sich einfach nicht im Griff haben. Hass – als primitivste Art menschlichen Ausdrucks – ist häufig der Auslöser für solche Gewalt. Am 24. Juni hat daher die Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Bundestag einen Antrag zur Bekämpfung queerfeindlicher Hasskriminalität eingerecht, um die „rechtliche Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen sowie anderen queeren Personen (LSBTIQ-Personen) beenden“. Fast alle Fraktionen verurteilten dabei die gewaltsamen Übergriffe von Rechtsextremisten auf Veranstaltungen. Die AfD dagegen will den Queer-Beauftragten der Bundesregierung wieder abschaffen. Ihr Antrag wurde abgelehnt. Im Jahr 2024 rückte der AfD-Abgeordnete Horst Förster im Landtag von NRW queere Menschen in die Nähe von Pädophilen und sorgte mit seine „Hassrede“ für einen Eklat.
Friedrich Merz spaltet die Gesellschaft
In dieser durch rechts aufgeheizten Situation ist es nicht hilfreich, wenn Bundeskanzler Friedrich Merz die spaltende Rhetorik eines Donald Trump übernimmt, „das queere Menschen zu Clowns, Freaks und Exoten herabwürdigt“, so der queerpolitische Sprecher der Grünenfraktion im Parlament, Sebastian Walter, wie Medien berichten.
Hintergrund war, das die neue Bundestagspräsidentin Julia Glöckner das Hissen der Regenbogenfahne am Christopher Street Day am Deutschen Bundestag untersagte. Merz stützte diese Entscheidung und fand, das der „Bundestag kein Zirkuszelt“ sei.“ Dabei ist die Regenbogenfahne Sinnbild für ein vielfältiges Miteinander in unserem Land und erinnert an die Unterdrückung queerer Menschen und als Erinnerung an die Stonewall-Unruhen 1969 in der Christopher Street in New York. Inhaltlich ist Merz damit in die Nähe der rechtspopulistisch AfD gerückt und trägt nichts zu Befriedung der angespannten Situation bei.
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